Gestern mussten wir wieder an Adalina denken. Adalina ist unsere Schwester und die Einzige von uns, die schon ein Zuhause gefunden hat. Aber das ist schon so lange her, manchmal können wir uns gar nicht mehr genau erinnern, wie sie aussah…
Antonietta und ich, Andreina, jedenfalls sehen aus wie richtige Zwillinge. Und wir sind auch beide freundliche, lebhafte, neugierige und sehr liebe Hundemädchen. Das sagen die Tierschützer, die uns besucht haben und wenn die das sagen, muss es ja wohl stimmen, oder? Wir sind auch nicht zu groß und nicht zu klein und haben uns immer gut vertragen mit allen Hündinnen und Rüden, die zu uns in die Zelle gekommen sind. Aber sie sind alle bald wieder ausgezogen und in ihr neues Zuhause gefahren. Nur wie beide sind immer übriggeblieben. Und niemand kann sich das erklären.
Wisst ihr, es ist ganz schön traurig, wenn man immer wieder hofft, dass es beim nächsten Mal klappt und man auch einen Menschen gefunden hat, der einen zu sich nachhause einlädt. Aber wir trösten uns dann immer gegenseitig und malen uns aus, dass wir vielleicht sogar zusammen von hier wegkommen, sodass nicht eine von uns ganz allein hier zurückbleiben muss. Und wir geben nicht auf, haben wieder artig in die Kamera geguckt und den Tierschützern nochmal gezeigt, was für gute Mädchen wir sind. Bitte, guckt euch doch mal unsere Fotos an, wir sind vielleicht ein bisschen unscheinbar, aber doch hübsch anzusehen, findet ihr nicht? Und wir wären so gerne auch die allerbeste Freundin von jemandem.
Update September 2023 - Kennst du den Ort zwischen Schlafen und Wachen; den Ort, an dem das Träumen noch wirklich erscheint? An diesem Ort habe ich es endlich gefunden das weiche, sichere, ruhige Plätzchen mit Menschen die mich lieben. Wenn ich morgens aufwache, streicheln sie mir sanft über den Kopf und sagen „Hallo Andreina mein Schatz, schön, dass du da bist“. Sie lächeln mich an, ich bin willkommen, jeden Tag.
Doch plötzlich wird das Bellen um mich herum immer lauter, mein kleines Paradies verschwimmt wie im Nebel und ich schaue mich erschrocken um. Wo bin ich? Oh nein! Ich bin immer noch gefangen in der Hundehölle. Harter Betonboden, keine Menschen die mich lieben, den Launen der Wärter hilflos ausgesetzt.
Meine Schwester Antonietta und unser Freund Raffaele sind auch da. Ein kleiner Trost. Doch heute ist etwas anders, das verzweifelte Bellen der anderen Hunde klingt irgendwie erwartungsvoll. Was ist passiert? Und da… plötzlich öffnen sich die Gittertür und unerwarteter Besuch betritt unseren kahlen Betonzwinger. Es sind die Tierschützer. Ich kenne sie, sie haben uns schon ein paar Mal besucht und uns ein wenig aufgemuntert. Sie sagen, dass sie sich für uns einsetzen, damit wir diesen schrecklichen Ort verlassen können. Schnell machen sie ein paar Fotos von mir und notieren, dass ich eine freundliche, liebe Hündin bin, den Menschen gegenüber sehr anhänglich. Dann entschuldigen sie sich, dass sie schon wieder gehen müssen und die Zwingertür fällt zu. Wir sind nun sehr aufgeregt, vielleicht klappt es ja diesmal? Vielleicht finden uns jetzt unsere Menschen, Menschen, die auch noch da sind, wenn wir aufwachen? Menschen, die jetzt den Telefonhörer in die Hand nehmen und bei meiner Vermittlerin anrufen um zu sagen „Ja, Andreina! Ich lasse Dich nie wieder alleine“. Meine Vermittlerin freut sich auf Deinen Anruf. Ich träume solange von Dir!